Mehrkampf-SM Lausanne 2025
- Redaktion LGKE
- 21. Juni
- 11 Min. Lesezeit
14./15.06. Stade Olympique de la Pontaise
LGKE MehrkämpferInnen mit starkem Auftritt in Lausanne
Die Schweizer Mehrkampfmeisterschaften wurden dieses Jahr im Rahmen des Eidgenössischen Turnfestes in Lausanne ausgetragen. An diesem sommerlich heissen Wochenende standen die LGKE Siebenkämpferinnen Anna Huber und Isabelle Adel (U23), Zehnkämpfer Nicolas Bebi (U18) und Tim Bebi (U16), der am Samstag einen Sechskampf absolvierte, im Einsatz.
Nach seinem erfolgreichen Sechskampf in Landquart, wo er in fünf Disziplinen eine persönliche Bestleistung aufgestellt und sein Punktetotal um über 250 Punkte gesteigert hatte, war man auf den Auftritt von Tim Bebi gespannt. Würde er sich nochmals steigern können? Tims Antwort liess nicht lange auf sich warten. Schon in der ersten Disziplin zündete er sein SM-Feuerwerk und lief die 100m Hürden bei leichtem Rückenwind (+ 0.9 m/s) in ausgezeichneten 14.40s. Bestzeit um eine halbe Sekunde verbessert! Auch beim anschliessenden Weitsprung liess sich Tim nicht zweimal bitten. 5.41m lautet die neue Bestweite, gesprungen bei leichtem Gegenwind (- 0.6 m/s) gleich im ersten Versuch. Aber auch die beiden anderen Sprünge jenseits der 5.30m durften sich sehen lassen. Danach startete Tim mit 10.97m solide in den Kugelwettkampf. Dies war nur 5cm weniger weit, als bei seinem Sechskampf in Landquart. Doch in Zürich hatte der LGKE-ler eine Woche vor der SM 11.62m gestossen. An diese Leistung wollte er natürlich anknüpfen und ... Boooom! Im zweiten Versuch flog die Kugel auf 12.01m, der P.B. Express hatte definitiv Fahrt aufgenommen! Aber nun stand Hochsprung auf dem Programm. Tim, eigentlich ein guter Hochspringer, der letzte Saison dreimal 1.60m überquert und diesen Winter In der Halle sogar 1.68m gemeistert hatte, stand 2025 mit einer Saisonbestleistung von lediglich 1.53m zu Buche. Seine Anfangshöhe von 1.50m schaffte er auf Anhieb. Bei 1.55m fiel die Latte im ersten Versuch und auch der zweite Sprung misslang. Sollte Tims Höhenflug ausgerechnet in seiner früheren Paradedisziplin gestoppt werden? Nun waren Nerven wie Drahtseile gefragt ... und die hatte er. 1.55m im dritten Versuch geschafft! Dafür packte Tim 1.58m gleich im ersten Anlauf und machte es auf 1.61m wieder spannend. Diese Höhe hatte Tim im Freien noch nie überspringen können, aber nach dem geglückten dritten Versuch durfte die vierte Bestleistung notiert werden. Das Diskuswerfen begann mit bescheidenen 24.59m. Würde nun der befürchtete Einbruch kommen? Aber wie schon beim Hochsprung konnte Tim reagieren. Mit 28.46m im zweiten Versuch blieb er zwar zweieinhalb Meter hinter seiner Bestweite zurück, büsste etwa 50 Punkte ein, befand sich aber immer noch auf Kurs zu einer neuen Bestleistung. Nach über acht Stunden Wettkampf bei Gluthitze im Stade de la Pontaise versammelten sich die U16 Sechskämpfer beim Start zum 1000m Lauf. Und Tim, als guter Läufer bekannt, war bereit, seinem bisher hervorragenden Wettkampf das Sahnehäubchen aufzusetzen. Mit einer bespiellosen Energie- und Willensleistung lief Tim die zweieinhalb Bahnrunden in 3.00.81s so schnell wie noch nie, erreichte die zweitbeste Zeit aller Sechskämpfer, verbesserte seine Bestmarke um über fünf Sekunden und totalisierte 3919 Punkte. Damit pulverisierte Tim seine in Landquart aufgestellte Bestleistung um weitere, beinahe unglaubliche 228 Punkte und belegte in einem Feld von knapp vierzig U16 Mehrkämpfern den ausgezeichneten 4. Rang!
Chapeau, Tim! C’était formidable!!
Wie sein Bruder hatte auch Nicolas Bebi in Landquart mit 5692 Punkten einen super Wettkampf gezeigt und sich für die Schweizer Meisterschaften vorgenommen, nicht nur eine gute Platzierung zu erreichen, sondern der 6000 Punkte Schallmauer möglichst nahe zu kommen. Für die U18 Zehnkämpfer der Gruppe 210, der auch Nicolas angehörte, galt es, ungewöhnlich früh aufzustehen. Bereits um 08:20 wurde zum 100m Lauf gestartet. Dies schien ihn aber nicht sonderlich zu stören. In Landquart war Nicolas mit zu viel Windunterstützung 11.73s gelaufen, aber in Lausanne blieb er bei leichtem Gegenwind (- 0.5 m/s) in 11.95s erstmals regulär unter 12 Sekunden. Ein perfekter Start! Und diesen Schwung nahm Nicolas gleich mit zum Weitsprung, wo er sich von Versuch zu Versuch steigerte: 6.09m / 6.18m / 6.27m - neue Bestleistung und gegenüber Landquart fast 40 cm draufgepackt! Auch das Kugelstossen verlief ganz ähnlich. Nicolas begann mit 10.69m, liess 10.72m folgen und erzielte im dritten und letzten Versuch 10.93m. Damit verpasste er zwar seine Bestweite von 11.37m, büsste aber lediglich 26 Zähler ein und konnte den Schaden gering halten. In der Mittagshitze ging es zur vierten Disziplin: Hochsprung. In dieser Saison hatte Nicolas in einer seiner Lieblingsdisziplinen gelegentlich gepatzt, wollte aber dennoch seine bereits zwei Jahre alte Besthöhe von 1.80m angreifen. Bei 1.66m stieg er ins Wettkampfgeschehen ein und meisterte alle Höhen bis 1.75m souverän ohne Fehlversuch. Für die Saisonbesthöhe von 1.78m benötigte Nicolas zwei Anläufe und die neue p.B. von 1.81m packte er im dritten Versuch. Doch das absolute Highlight des ersten Tages hatte sich der LGKE-ler für den Schluss aufgespart! Bei über 30 Grad flimmernder Hitze auf der Pontaise mussten die U18 Zehnkämpfer zu ihrem 400m Lauf antreten. Bereits in Landquart hatte Nicolas seine Bestzeit um drei Sekunden auf 52.36s gesenkt. Beflügelt von den drei bisherigen Bestmarken, lief er nun nochmals über eine Sekunde schneller, erreichte die viertbeste Zeit aller U18 Zehnkämpfer und überquerte die Ziellinie in 51.08s ... crazy! Nun hiess es für Nicolas möglichst gut erholen, gut essen, gut schlafen, denn der unbarmherzige Zeitplan sagte: 110m Hürden, Sonntagmorgen, 08:00! Aber wenn es läuft, dann läuft’s, egal unter welchen Umständen. Und Nicolas legte in 15.42s einen sauberen Lauf auf die Bahn, verpasste seine Bestzeit um 7/100 Sekunden, war in einem Zehnkampf aber noch nie schneller gewesen - und um acht Uhr morgens sowieso nicht! Danach folgte der schwierige Wechsel zum Diskuswerfen. Obwohl Nicolas in den Würfen zweifellos Fortschritte gemacht hat, schleuderte er den Diskus bei seinem ersten Versuch im Netz! Tauchte da am Horizont das Nullergespenst von Landquart auf, das ihm 2024 drei ungültige Würfe beschert hatte. Nur nicht daran denken, fokussiert bleiben! Im zweiten Versuch fand das 1.5kg schwere Gerät den Weg am Netz vorbei und in den Sektor, flog aber nur 27.66m weit. Noch blieb ein dritter Versuch, doch die Scheibe landete wieder im Netz. Sch... Diskus! Dennoch positiv: Nicolas hatte das Nullergespenst besiegt und mit dem Stabhochsprung wartete bereits die nächste, heikle Herausforderung. Doch Nicolas schien den Ausrutscher im Diskuswerfen gut weggesteckt zu haben. Seine Anfangshöhe von 2.80m sowie die folgenden Höhen 3.00m, 3.10m und 3.20m übersprang er im ersten Versuch. Doch auf 3.30m, die Höhe, welche er in Landquart aufgestellt hatte, scheiterte Nicolas dreimal. Noch zwei Disziplinen waren zu bewältigen und mit dem Speerwerfen stand eine weitere, eher ungeliebte Wurfdisziplin auf dem Programm. Schon beim Einwerfen zeigte sich eine gewisse Unkonstanz. Mal schaffte es der Speer knapp über die 30m Linie, mal segelte er in den Bereich der Bestleistung von über 35 Metern. Hatte Nicolas den weitesten Wurf des Tages schon beim Einwerfen getätigt? Der erste Versuch misslang: 32.85m. Doch beim zweiten Wurf flog der Speer und flog und flog ... auf 37.44m. Neue Bestleistung, Verbesserung um eineinhalb Meter! Ach, wie schön kann doch Speerwerfen sein! Und vor dem 1500m Lauf begann wie immer die grosse Rechnerei. Nach neun Disziplinen hatte Nicolas 5279 Punkte auf seinem Konto. Die 6000 Punkte lagen ausser Reichweite. Dafür hätte es im abschliessenden 1500m Lauf eine Fabelzeit von 4:33s gebraucht. Aber Nicolas befand sich auf bestem Weg, sein Zehnkampf Punktetotal erneut deutlich zu verbessern. Mit seiner Bestzeit von 4.54.08 wäre er auf 5873 Punkte gekommen, aber Nicolas wollte schneller laufen. Und Nicolas lief schneller! Trotz schweren Beinen, die nach zwei Wettkampftagen bei 30 Grad Hitze und neun absolvierten Disziplinen gar nicht mehr laufen wollten, legte er die unendlich langen 3 ¾ Bahnrunden in einer super Zeit von 4.43.73s zurück, über zehn Sekunden schneller als je zuvor. Dafür erhielt Nicolas 657 Punkte, was ein Total von 5936 Punkten ergab. Vor einem Jahr hatte er an der SM in Martigny mit 5222 Punkten den 16. Platz belegt und nun mit 714 Punkten mehr und dem 9. Rang ein Top Ten Resultat geschafft!
Chapeau, Nicolas! C’était fantastique!!

Nach einem intensiven, aber äusserst erfolgreichen Saisonstart wollte Isabelle Adel in Lausanne ihre Resultat von Landquart, wo sie die 5000 Punkte Marke zum ersten Mal geknackt hatte, angreifen. Doch ganz sorgenfrei fuhr Isabelle nicht ins Welschland. Neben Beschwerden im linken Fussgelenk und BMS Prüfungen in der Woche vor der SM liess vor allem auch ein Blick auf den Zeitplan erschaudern. An beiden Tagen hatten die Siebenkämpferinnen der Gruppe 236 bereits um 08:00 zum Wettkampf anzutreten. Am frühen Samstagmorgen schienen aber vor allem die Kampfrichter noch geschlafen zu haben, waren doch die Hürden falsch aufgestelllt worden, sodass man sich über die erste Verspätung ärgern musste, bevor der Wettkampf begonnen hatte. Da sich das Kampfgericht dann plötzlich beeilte und auf dem Einlaufplatz keine Hürden bereitgestellt worden waren, blieb den Athletinnen keine Zeit, ausreichend über die Hürden einzulaufen. Und schon hiess es: Auf die Plätze ... . Isabelle kam aller Widerwertigkeiten zum Trotz gut aus dem Startblock, lag bei der ersten Hürde in Front, konnte aber auf der zweiten Streckenhälfte Tempo und Kadenz nicht hoch halten und lief als Dritte ins Ziel. Auf der Anzeigetafel leuchtete: 0:38s! Wie bitte? Was war da am frühen Morgen in Lausanne los? Immerhin war man am Eidgenössisches Turnfest und wenn die Ambitionen über «Spass haben» oder «dabei sein» hinausgehen, sind solche Pannen einfach nur ärgerlich! Irgendwann wurden dann auch die Hürdenzeiten bekannt gegeben, korrigiert und nochmals bekannt gegeben. Und mit 14.70s war Isabelle mit ihrem keineswegs optimalen Lauf in einem chaotisch organisierten Hürdenlauf noch recht gut bedient. 08:35 Uhr, Hochsprung, die Sonne knallte schon ziemlich erbarmungslos ins Stadion. Isabelle absolvierte auf Grund ihrer Fussbeschwerden nur einen Sprung beim Einspringen und eröffnete den Wettkampf auf 1.50m. Ohne Probleme schaffte sie diese Höhe. Auch 1.53m und 1.56m klappten im ersten Versuch, obwohl sich die Schmerzen im linken Fuss bereits gemeldet hatten. 1.59m bedeuteten dann aber Endstation. Schade, wenn Isabelle ihre Fussprobleme in den Griff kriegt, liegt bestimmt wesentlich mehr drin. Immerhin, 1.56m war eine Steigerung um zwei Zentimeter gegenüber Landquart. 11:20 Uhr, Kugelstossen auf dem Einlaufplatz. Isabelle begann mit 11.36m, 36cm weiter als in Landquart, ein solider Start, auf dem aufgebaut werden konnte. Doch die LGKE-lerin konnte sich im zweiten (11.06m) und dritten Versuch (11.13m) nicht mehr steigern. Und schon ging es nach einer kurzen Pause zum 200m Lauf. Würde es Isabelle gelingen, die 25s Marke über die halbe Bahnrunde zu unterbieten? In Landquart hatte sie bei ihren 24.99s von einer optimalen Windunterstützung (+ 1.9 m/s) profitieren können, aber nun wehte den Siebenkämpferinnen in der Mittagshitze ein Lüftchen ins Gesicht (- 0.2 m/s). Isabelle legte einen Blitzstart hin, liess in der Kurve die vor ihr laufenden Gegnerinnen stehen und trommelte in 24.84s eine fantastische neue Bestzeit auf die Bahn! Damit konnte sie die Punkte, welche sie beim Hürdenlauf eingebüsst hatte, wettmachen und den ersten Tag mit einem Halbzeitrekord von 3092 Punkten erfolgreich abschliessen.
Sonntagmorgen, 06:30, Einlaufplatz Stade Olympique de la Pontaise, Lausanne. Isabelle erschien mit einem Kratzen im Hals, Kopf- und Gliederschmerzen und machte nicht den Eindruck, als ob sie den zweiten Tag würde in Angriff nehmen können. Doch kampflos wollte sie, so gut wie noch nie im Rennen liegend, nicht aufgeben und nach dem Einlaufen ging es schon etwas besser. Das Einspringen für den auf 08:00 Uhr angesetzten Weitsprung, verlief überraschend gut und gleich im ersten Versuch legte sie mit 5.44m eine tolle Weite in die Grube. Der zweite Sprung gelang, mit dem rhythmischen Klatschen der Zuschauer, sogar noch besser. 5.68m wurden gemessen, obwohl der Sprung eher etwas flach schien. Nach dieser neuen Bestweite sprang Isabelle im dritten Versuch noch auf sehr gute 5.56m und bewies ihre grossen Fortschritte in dieser Disziplin. 09:15 Uhr, Speerwerfen. Gleich im ersten Versuch warf Isabelle den 600gr. Speer auf gute 35.74m. Das waren nur 22cm weniger als in Landquart und zu ihrer Bestweite fehlte etwa ein halber Meter. Auch wenn die zwei weiteren Versuche keine Steigerung mehr brachten, durfte Isabelle damit sehr zufrieden sein. Die Frage war nun, wie sie die relativ lange, dreistündige Pause bis zum 800m Lauf überstehen würde. Doch im Vergleich zum Morgen ging es deutlich besser und aufgeben kam nicht in Frage. Isabelle wurde in die letzte Serie mit den bestplatzierten Frauen und U23 Athletinnen eingeteilt, in der sich auch die schnellsten 800m Läuferinnen befanden. Aber Isabelle wusste um ihr Leistungsvermögen, lief von Anfang an ein kluges Rennen in ihrem Tempo an zweitletzter Stelle des Feldes und setzte 200 Meter vor dem Ziel zu einem langgezogenen Endspurt an. Eingangs Zielgerade konnte sie noch eine Läuferin überholen und kam in der neuen Bestzeit von 2.31.93s ins Ziel. Damit steigerte Isabelle ihre Siebenkampfbestleistung von Landquart um 79 Zähler, belegte mit 5100 Punkten bei den U23 Athletinnen den ausgezeichneten 7. Rang und platzierte sich in der Gesamtrangliste aller Frauen auf Platz 11.
Chapeau, Isabelle! C’était superbe!!
Die vierte Lausanne Starterin aus den Reihen der LGKE war Anna Huber. Im Gegensatz zu ihren KlubkollegInnen hatte sie auf einen Start in Landquart verletzungsbedingt verzichten müssen und auch die Teilnahme in Lausanne war bis eine Woche vor der SM noch ungewiss gewesen. Aber der besten Siebenkämpferin vom Zürichsee, die in den letzten Jahren an Schweizer Meisterschaften immer für eine Medaille gut gewesen war, stand ein Wochenende voller Fragezeichen bevor. Würde die Hirnerschütterung, von der sich Anna immer noch nicht vollständig erholt hat, die Belastung von sieben Disziplinen an zwei Tagen erlauben? Waren die muskulären Probleme wirklich ausgestanden? Wie würde sie mit der Situation umgehen, zwar fit, aber von ihrer Bestform doch noch weit entfernt zu sein? Anna war in die Favoritengruppe eingeteilt worden und musste deshalb erst um 11.35 Uhr zum 100m Hürdenlauf antreten. Als sie vor Wochenfrist in Basel 14.71s gelaufen war, hatte sie von + 1.7 m/s Rückenwind profitieren können. In Lausanne blies der Wind den Siebenkämpferinnen aber entgegen (- 0.5 m/s) und trotzdem war Anna praktisch gleich schnell. Mit 14.73s durfte sie durchaus zufrieden sein. Gleich anschliessend ging es zum Hochsprung. High Noon auf der Pontaise, 30 Grad, kein Lüftchen. Nach einer kurzen Unsicherheit beim Einspringen passte schliesslich der Anlauf und Anna konnte sich in den Schatten zurückziehen, bis die Latte auf 1.53m gelegt wurde. Diese Höhe übersprang sie sauber im 1. Versuch und auch 1.56m, 1.59m und 1.62m bereiteten ihr keine Probleme. Auf 1.65m, nur zwei Zentimeter unter ihrer Bestleistung, riss Anna zweimal, bevor sie im dritten Versuch reüssierte. Was für eine freudige Überraschung! Ohne einen einzigen Vorbereitungswettkampf erst auf der neuen Besthöhe von 1.68m zu scheitern, war schon eine Klasseleistung! Im Gegensatz zum Hochsprung hatte Anna diese Saison bereits drei Kugelstosswettkämpfe absolviert und ihre Bestmarke von Wettkampf zu Wettkampf gesteigert. In Landquart hatte sie zuletzt 13.47m erreicht, beim Einstossen aber bereits die 14m Linie gekitzelt, was doch gewisse Erwartungen geweckt hatte. Nach eher bescheidenen 12.84m im ersten Stoss, wuchtete Anna die 4kg Kugel im zweiten Versuch auf 14.19m! Damit hatte sie ihre p.B. um sagenhafte 72cm verbessert und die drittbeste Weite aller Siebenkämpferinnen erzielt. Super! Zum Abschluss des ersten Tages stand der 200m Lauf auf dem Programm. Da Anna im Sprint- und Laufbereich in den letzten Wochen kaum hatte trainieren können, war die Ungewissheit über ihr momentanes Leistungsvermögen recht gross. Schon kurz nach dem Start wurde klar, dass Anna nicht ihr gewohntes Niveau erreichen würde. In der Kurve verlor sie bereits viel Terrain auf ihre Gegnerinnen und auf der zweiten Streckenhälfte konnte sie nicht mehr zusetzen. In 26.84s lief Anna ins Ziel, fast eineinhalb Sekunden über ihrer Bestzeit. Aber allzu enttäuscht durfte man nicht sein. Anna hatte alles gegeben, aber mit ihrer verletzungsbedingt ungenügenden Vorbereitung war nicht mehr möglich gewesen. Die Frage war nun, wieviel Energie der erste Wettkampftag bei dieser Hitze gekostet hatte. Würde sich Anna ausreichend erholen können, um am zweiten Tag noch einmal anzugreifen? Die Antwort liess nicht lange auf sich warten. Sonntagmorgen, 08:50 Uhr, Weitsprung. Beim Einspringen hatte der Anlauf noch recht gut gepasst. Nach 5.17m im ersten Versuch, mit einem langen letzten Schritt noch ganz knapp auf dem Balken abgesprungen, wurde der Anlauf einen halben Fuss nach vorne korrigiert. Der zweite Versuch ging auf 5.27m, allerdings war Anna noch weiter hinter dem Balken abgesprungen und hatte so bestimmt 25cm verschenkt. Eine erneute Anlaufkorrektur vor dem dritten Sprung brachte keine Verbesserung mehr. Anna wirkte müde, konnte das Tempo nicht halten, zog die letzten Schritte zu lange und sprang erneut hinter dem Balken ab. Trotz dieses Rückschlags wollte Anna weitermachen, zumal das letzte Speertraining vor der SM erfreulich und auch schmerzfrei verlaufen war. Beim ersten Wurf flog der Speer auf 35.33m, kein schlechter Anfang. Der zweite Versuch misslang jedoch und Anna machte den Wurf absichtlich ungültig. Aber wie beim Weitsprung, gelang ihr auch beim Speerwerfen im dritten Versuch keine Steigerung mehr. Doch aufgeben kam für Anna nicht in Frage. Nach einer längeren Pause ging es zum Einlaufen für den 800m Lauf und um 13:26 stand Anna an der Startlinie. Ohne Aussicht auf das Erreichen der U23 EM-Limite, ohne Chance auf eine Medaille oder auf eine neue Bestleistung. Sie wollte diesen SM Mehrkampf beenden, einfach so zu Ende bringen, das war ihr Ziel gewesen und das wollte sie erreichen. Anna ging das Rennen in gewohntem Tempo mutig an, 67 Sekunden brauchte sie, an zweiter Stelle liegend, für die erste Runde. Allerdings befand sie sich nicht in derselben Verfassung wie bei früheren Mehrkämpfen und das bekam Anna 250m vor dem Ziel zu spüren. Ihre Schritte wurden schwerer und schwerer, Anna konnte die Pace nicht halten, aber die schlimmsten 100m standen ihr noch bevor. Die Beine konnten nicht mehr, doch der Kopf lief weiter. Mit einer unglaublichen Willensleistung kämpfte sich Anna in beachtlichen 2.27.71s über die Ziellinie, sank zu Boden... Schluss! Fertig! Aus! Mit 5131 Punkten, knapp 300 Punkte weniger als bei ihrem besten 7K, holte sich Anna den feinen 6. Rang bei den U23 und klassierte sich an 10. Stelle aller Schweizer Siebenkämpferinnen! Und wer Annas Leidensgeschichte der letzten acht Monate kennt, weiss, wie hoch diese Leistung einzustufen ist.
Chapeau, Anna! C’était extraordinaire!!

Link zur Mehrkampf-SM: https://swiss-athletics.ch/de/sm-mehrkampf-2025/